COOP WorkSpace

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Resilienz der Dörfer

Gedanken zur Zukunft dörflichen Lebens

Die Fragen nach einer zukünftigen Mobilität und deren komplexen Verbindung zu unserer Arbeitswelt werden in den nächsten Jahren revidiert. Klimaschutz, demographischer Wandel und Aufrechterhaltung von Infrastruktur fordern dringend zur Erneuerung auf und verlangen deswegen einen radikalen Perspektivwechsel. Es geht um eine konsequente Kehrtwende und Neuorganisation der bisherigen Arbeitsstruktur und es ist zu überdenken, ob das gewohnte Pendeln zum Arbeitsplatz weiterhin eine ultimative Verpflichtung bleibt. Diese eingefahrenen Strukturen sollten in Frage gestellt werden, wenn die anstehenden ökologischen, klimarelevanten Veränderungen ein Ergebnis bringen sollen.

Der Individualverkehr hat seit 40 Jahren die Formen des Zusammenlebens in Kleinstädten und Dörfern geprägt. Die massiven Veränderungen des ländlichen Verkehrs, die dazu nötig waren, begannen nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Auf- und Ausbau eines komplexen Straßennetzes. Dabei wurden nicht nur neue Straßen angelegt, sondern die bestehenden einfachen Wege und Straßen asphaltiert (Versiegelung) und verkehrsgerecht präpariert. Das radikale Niederlegen von Baumalleen und Streckenbegradigungen bedeutete ebenfalls einen massiven Einschnitt in die Natur und das Landschaftsbild. Der Ausbau des Autobahnnetzes ließ einen regelrechten Wettstreit unter den Gemeinden entstehen: nach den verkehrsgünstigsten Autobahnauffahrten und der damit verbundenen Hoffnung nach Neusiedlern für die stetig wachsenden Neubaugebiete. Die steigenden Mengen im Warentransport wurden zunehmend auf die Straße verlegt und erlaubten erstmals Gewerbeansiedlungen in Regionen, die gänzlich ohne Schienenanbindung waren. Der Ausbau eines stark vernetzten Transportsystems wurde somit zu einem Merkmal für die Gestaltung unseres heutigen Gemeinwesens. Diese neuen Infrastrukturen haben es ermöglicht, an einem Ort zu leben, an einem anderen zu arbeiten und wiederum an einem weiteren Ort Waren des täglichen Bedarfs zu kaufen.

Die zentrale Bedeutung von Städten als Verdichtungsräume der arbeitenden Bevölkerung wächst seit diesem Zeitpunkt kontinuierlich und führte zu einer massiven Erhöhung des täglichen Pendelverkehrs. In Deutschland pendeln täglich 19 Millionen Personen.

Der Wunsch nach einem Eigenheim in ländlicher Umgebung und die selbstverständliche Inkaufnahme, dass in die Stadt, in der die Arbeitsstelle ist, gependelt wird, mündete zu fast 100 Prozent in den motorisierten Individualverkehr, kurz als MIV bezeichnet. Die üblichen Strecken, die dabei innerhalb eines Einzugsgebietes als akzeptabel angesehen werden, belaufen sich durchschnittlich auf 50 Kilometer, was einem täglichen Zeitaufkommen von etwa einer Stunde entspricht. Diese Mobilisierungsform führte zudem zur umfassenden Konditionierung der Nutzer des MIV, die somit wie selbstverständlich auch für alle anderen Aktivitäten wie Einkäufe und Freizeitgestaltungen ihren privaten Pkw nutzen. Eine durchschnittliche Familie in einer Vorstadt betreibt heute mindestens zwei private Pkw parallel. Einen Verzicht auf den Wagen als rein umweltschützende Maßnahme zu verlangen, wird schwerlich Unterstützung finden. 

87 Prozent der ländlichen Bevölkerung im Alter von über 30 Jahren können sich den Verzicht auf einen privaten Pkw überhaupt nicht mehr vorstellen. 

Doch ist diese Mobilitätskultur längst nicht mehr zukunftsfähig, weil dem Straßennetz in den Städten und auf den Pendlerstrecken der Kollaps droht. Die mobile Zukunft muss daher neu gedacht werden, und zwar in vollständig geänderten Strukturen, denn gerade in den bestehenden Strukturen liegt das Kernproblem einer riesigen Kette von kausalen Abhängigkeiten. Für einen echten Erfolg muss eine 180-Grad-Wendung herbeigeführt werden. 

Die Investitionen in Maßnahmen zum Erhalt des bestehenden Straßennetzes sind seit Jahren rückläufig. Durch fehlende Einnahmen sind Gemeinden nicht mehr in der Lage, den Erhalt ihres eigenen Straßennetzes zu finanzieren. Der durch den Klimawandel und die fortschreitende Versieglung der Landschaft sich fortsetzende Abfall des Grundwasserspiegels führt zu massiven Straßenschäden ebenso wie Erosion und Hitzebelastung auf den Asphaltflächen. Schon jetzt muss nach Kategorien der benötigten und regelmäßigen Nutzung abgewogen werden, welche Straßen überhaupt noch tragbar für die Öffentlichkeit finanzierbar sind. Das Wohnen auf dem Land und die seit Jahrzehnten selbstverständliche Nutzung von Straßen mit privaten Pkw wird teurer, und die Verhältnismäßigkeit im kommunalen Kostenvergleich muss einer Revision unterzogen werden. 

Das bestehende Leitbild einer individuellen Mobilität ist nicht mehr haltbar

Der öffentliche Nahverkehr nimmt auf dem Land eine äußerst rückläufige Position ein. In der Regel nur von älteren Menschen genutzt, die durch gesundheitliche Einschränkung auf die Nutzung des privaten Pkw verzichten müssen, hat er trotz Anstiegs der Landbevölkerung kaum Zuwächse zu verbuchen. Die Bahn hat sich nach ihrer Privatisierung mittels neoliberalen Verhaltens durch Streckenstilllegungen oder Bahnhofsschließungen auf wenige, finanziell noch attraktive Hotspots konzentriert. Hier haben das geringe Angebot und die fehlende Nachfrage einen Teufelskreis permanenten Rückbaus erzeugt. Einen Streckenausbau wieder zu starten, wäre ein Projekt, das Jahrzehnte beanspruchen würde und von pionierhafter Qualität wäre. Das erscheint in vielerlei Hinsicht sehr extrem unrealistisch.

Doch wie könnten sich die Felder einer zeitgemäßen Mobilitätskultur neu gestalten?

Die Kultur der Mobilität hat sich Generationen übergreifend entwickelt und bisher keinerlei alternativen in der Entwicklung einer Infrastruktur zugelassen. 

Auf dem Land bestehen andere sozial-ökonomische Situationen als in der Stadt. Die Entwicklung des Dorfes als Schlafort und des Wochenendaufenthaltes hat bewirkt, dass die dörfliche Infrastruktur mangels Nutzer verkümmert. Viele Dörfer besitzen heute weder Geschäfte noch ein intaktes Gesundheitswesen und kaum noch eine Schul- oder Kinderbetreuung. Diese Angebote konzentrieren sich mittlerweile nur noch auf die größeren, zugehörigen Kreis- oder Kleinstädte. 

Dortige Infrastrukturen erreicht man ausschließlich mittels MIV. Somit entspricht es der Normalität, dass ein heutiges Dorfleben nur in starken Abhängigkeiten vom eigenen Pkw und eines intakten Straßennetzes existiert kann.

  • Bewohner beteiligen und die positiven Aspekte benennen 

Eine Veränderung der Dorf-, Raum- und Stadtentwicklung mit der Zielsetzung einer Revision in eine zukunftsweisenden Mobilitätsstruktur steht zudem vor den Problemen unterschiedlicher Mentalitätsbedingungen der Bewohner. Stadt- und Landbevölkerung haben ganz unterschiedliche Forderungen an die Neugestaltung der mobilen Zukunft. Politische Lösungen über die Köpfe der ländlichen Bevölkerung hinweg zu realisieren, würde auf massiven Widerstand treffen. Fast alle Konzepte die von Dritten, etwa Facharbeitsgruppen, wissenschaftliche Institute oder über Bundes- oder Landespolitik eingefordert werden, stoßen auf Ablehnung, da sie als massiver Eingriff in die dörfliche Lebenswelt verstanden werden.

Gedanken wie Fahrgemeinschaften zu gründen, um kleinere Cluster Lösungen zu schaffen, existieren schon seit den 1980-er Jahren und stießen meist nur auf partielle Bereitschaft. Des Weiteren verstärkte und verstärkt sich der Generationenkonflikt in der ländlichen Community und die verhärtenden Fronten zwischen Gewohnheiten, Traditionen und Ängsten vor einer Bevormundung von außen. Die ortsfremden Städter wie auch die aus den Städten ins Dorf zugezogenen Familien werden von den ortsgeborenen Bewohnern sehr kritisch betrachtet. Von den Neusiedlern eingebrachte Veränderungen als Konzepte oder Strukturpläne setzen sich kaum bei den Alteingesessen durch. 

Doch wird sich in den Dörfern durch den demographischen Wandel die Siedlungsstruktur weiter wandeln. Häufig verfallen im Ortskern der Dörfer bereits alte und marode Häuser, während im Neubaugebiet desselben Dorfes neue Häuser entstehen. Die sich noch immer fortsetzende Bebauung mit Zufahrten, Fußwegen und Kanalisationen führt zu einen anhalten Flächenverlust und einem kontinuierlichen Fortschreiten der Versieglung von Naturflächen. 

In Ortskernen entstehen zudem Probleme des Verfalls der Infrastrukturen z. B. des Tiefbaus. Nicht nur die Straßen verrotten durch fehlende Investitionen, sondern auch das darunter liegenden Kanalnetz für Wasser oder Strom. Die nötigen Abnahmemengen an Wasser und Abwasser fehlen und führen zum Austrocknen oder Verstopfen der Systeme. In Gebäuden, in denen vor 20 Jahren noch 15 Bewohner lebten und Verbrauch generierten, leben heute nur noch zwei Personen, die Wasser und Strom beziehen. Die vorhandenen Leitungen sind überdimensioniert und verteuern die Instandhaltung extrem oder machen diese gar unmöglich. Trocknet ein Abwasserkanal einmal aus, fällt er in sehr kurzer Zeit in sich zusammen. Die Sanierungen der alten Häuser werden aufgrund des Erhalts ihrer Leitungssysteme ungewöhnlich kostenintensiv, und ein Neubau an anderer Stelle wäre viel sinnvoller. 

Vieles spräche angesichts der strukturellen Probleme für eine Umsiedlung und den Rückbau von Dörfern. Dies würde sicher viel Fläche wieder an die Natur zurückgeben und Dorf-Raum-Konzepte ließen sich komplett neu denken und zeitgerecht entwickeln, doch politisch wird dies wohl kaum zu ermöglichen sein. Der Sozialismus hat zahlreiche negative Bespiele solcher Umsiedlungen hervorgebracht, betrachtet man z. B. Rumänien oder China, wenngleich hier auch mit deutlich anderen Zielsetzungen Umsiedlungen vorgenommen wurden. Nichtsdestotrotz sollten Dorfzusammenführungen und Umsiedlungen nicht nur negativ betrachtet werden. Die Anzahl von Personen mit einer persönlichen Bindung an einen Ort schrumpft, wenn das romantische Dorfleben nur noch durch Erzählungen vermittelt werden kann und ein tatsächliches intaktes Dorfleben vielleicht an einem neubelebten Ort wiedererstehen könnte. Visionäre Gedanken sind hier sicher prozessbelebend. Es würden sich mit Veränderungen der Gewohnheiten in der Mobilität auch die Formen des Zusammenlebens im ländlichen Raum verändern. Finden sich Reformen in der Arbeitsorganisation, die alternative Konzepte hervorbringen, ändert sich auch das gemeinsame Miteinander. Dorf und Leben und Arbeit könnten neue Organisationsformen finden.

Städtische Mobilität – Nahmobilität – Fernmodalität

Steht eine Stadt in der Verantwortung, den hier arbeitenden und lebenden Menschen öffentliche Mobilität anzubieten? 

Beantwortet man dies mit ja, stellt sich die Frage, weshalb dann die vielen Pendler nicht einbezogen werden, die Strecken bis über die Stadtgrenzen hinaus zurücklegen müssen?

In der Regel endet das Angebot an öffentlichem Nahverkehr in akzeptabler kurzer Taktung an den Grenzen der städtischen Vororte. Hinter diesen Grenzen dünnt das Angebot schnell aus, dann übernehmen meist private Busunternehmen das Fahrgeschäft und transportieren die wenigen Menschen in überdimensionierten Fahrzeugen an nur wenigen Stunden am Tag in die Dörfer der städtischen Randzonen. Eine Verbindung mit Park and Ride findet wenig Akzeptanz, da Unabhängigkeit bei der Gestaltung der persönlichen Fahrzeiten zur Gewohnheit wurde und eine Anpassung der individuellen Zeitgestaltung als negative Abhängigkeit angesehen wird. Städtische Bewohner haben ihre Arbeits- und Freizeitaktivität viel selbstverständlicher und bereitwilliger an das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel angepasst. Zumal der Stadtwohnende meist nur kürzere Strecken zurücklegen muss und somit auch leicht Alternativen zum Pkw wie Fahrrad oder Roller nutzen kann. Der Nutzer des MIV lässt sich nur schwer davon überzeugen auf einen Bus zu warten oder eine Fahrgemeinschaft zu gründen vor allem, wenn die Mitfahren sich auf unterschiedliche Dörfer aufsplitten.

Neu Denken was die Stärken eines Dorfes auszeichnet

Sollte ein Konzept der zeitgemäßen Neuausrichtung von Mobilität nicht angesichts der großen und kaum zu bewältigenden Maßnahmen zur Reduktion von CO2 zunächst mit einer generellen Fragestellung nach Plausibilität von des Pendelns beginnen? 

Könnte ein visionäres Konzept der individuellen Mobilität nicht gänzlich in Frage stellen, weniger an den Stellschrauben der technischen Konstruktion wie z. B. Motoren zu forschen, um C02 einzusparen, als den Transit durch Räume zu reorganisieren? 

Könnte daher die Stärke eines radikalen Konzepts im Verzicht auf Mobilität liegen, also in der Umsetzung eines neuen, statischen Verhaltens bei der Ausübung einer beruflichen Tätigkeit – somit eine Form von konsequenter Immobilität? Es müsste dazu in Räumen gedacht werden, in physikalischen wie auch in sozialen. Ein Organisieren von Strukturen, die einen Raum verdichten, um an anderer Stelle, etwa der Dimension der Zeit, zu expandieren.

Und könnte nicht gerade die Neuorganisation mit der großen sozialen Stärke des ländlichen Lebens zusammengeführt werden, mit der Dorfgemeinschaft, die sich über weniger Transit neu erfindet und als Folge der „Verkehrsberuhigung“ wieder damit beginnt, Gemeinschaften und Nachbarschaftsverhältnisse zu gründen, aufzubauen und zu vertiefen? Die traditionelle Arbeitswelt, wie sie sich seit dem 20. Jahrhundert entwickelte, ging von einer persönlichen Präsenz am Arbeitsplatz aus. Der Werktätige wie auch der Angestellte haben sich zur festen Zeit an der Werkbank oder im Büro einzufinden. Persönliche Sichtbarkeit am Arbeitsplatz und die Konstruktion des Gefühls einer betriebsamen Gemeinschaft prägten die Arbeitswelt im letzten Jahrhundert.

Der Großteil der ehemaligen Produktionsgesellschaft hat sich längst zu einer Organisation- und Wissensgesellschaft gewandelt. Die persönliche Präsenz im Betrieb ist in vielen Fällen gar nicht mehr nötig, und es könnten bereits viele der zu bewältigenden Arbeiten an ortsunabhängigen Arbeitsplätzen realisiert werden. 

Doch sind die Versuche einer Verlagerung der Arbeitsplätze und somit einer geänderten Organisationsstruktur im System konservativer Betriebsformen kaum umzusetzen. Die Gewichtung von Firmensitzen könnte sich bei einem polyzentrischen Umbau entscheidend ändern. Es müsste Mut und ein gewisser Grad an Radikalität für die erfolgreiche und nachhaltige Umsetzung aufgebracht werden. Umdenken zunächst in der hierarchischen Organisation mit Überwachung und Kontrolle der Angestellten, wie auch in der Flexibilität von festen Arbeitszeiten. 

Doch ist das bereits partiell angewandte Homeoffice nicht die hier vorgestellte Vision; es geht um eine komplett neue Struktur zu einer konsequent modernen Arbeitswelt. 

Der COOP Workspace 

Der COOP Workspace ist für die Menschen, die das Pendeln zu den Arbeitsplätzen nicht mehr hinnehmen möchten und in der dörflichen Welt ihren Lebensmittelpunkt sehen. Sie bringen die Bereitschaft und den Willen auf, modern zu denken und an einem neuen Lebens- und Arbeitskonzept mitzuwirken. Ein Erschaffen von neuen Räumen der persönlichen Entwicklung und ein Gründen eines sozialen Organismus. Es handelt sich bei COOP Workspace um ein plastisches Konzept. 

Der MIV in seiner Ausformung des rastlosen Unterwegsseins soll durch das Konzept einer gelungenen Immobilität ersetzt werden. Dafür werden die spezifischen ländlichen Bedingungen, wie menschliche Nähe innerhalb eines ausgeprägten Gemeinwesen, genutzt.

Fehlender öffentlicher Nahverkehr, marode Straßen und schlechte Infrastruktur werden in Zukunft nicht mehr als bodenlose Investitionsmaßnahmen propagiert. Stattdessen wird eine Finanzierung echter Strukturfördermaßnahmen gefordert.

Die persönliche Präsenz am Arbeitsplatz wird durch einen konsequenten Perspektivwechsel auf die bestehende Arbeitswelt revidiert. Der immobile Mitarbeiter soll das Wiedererlangen einer heimatgebundene Arbeitsstätte als ein persönliches Qualitätsmerkmal verstehen, das es ihm ermöglicht, konzentrierter und zeitoptimierter die Aufgaben für seinen Betrieb zu erfüllen. Der Mensch braucht Gemeinschaft, ein Homeoffice bietet kaum das Gefühl an einem sinnenhaften, kollektiven Prozess teilzuhaben. Das Arbeiten mit Kollegen im Büro hat prinzipiell betrachtet, vor allem menschlich, soziale Aspekte, die für das Gefühl einer gemeinschaftlichen Tätigkeit wichtig sind. Dabei ist die Tatsache, demselben Betrieb anzugehören, nüchtern betrachtet, zweitrangig. Teamgeist ist von kollektiven Empfindungen geprägt. Firmen bilden diese gemeinsamen Bedingungen in künstlich geschaffenen Formen ab, jedoch können diese unabhängig davon reproduziert werden. Das Zusammensein und an Prozessen räumlich teilzuhaben, bildet Suggestionen der Zusammengehörigkeit aus und somit ein Team.

Der künftige Angestellte arbeitet stressfrei in ländlicher Idylle in einem hochmodernen Coworking House. Ökologie und Ökonomie bestimmen die neue Konstruktion eines Baus eines gemeinschaftlichen Arbeitens. 

Der COOP Workspace ist ein Hausneubau, der als architektonisch-markanter Solitärbau symbolhaften Charakter besitzt. Der Bau soll an zentraler Stelle in einem Dorf stehen. Es wird aus nachhaltigen Baustoffen gefertigt und bietet mit seinen Materialien wie Holz und Glas einen hohen ästhetischen wie ökologischen Wert. Energieeinsparung und Energieerzeugung werden für das Erlangen einer guten Ökobilanz als wichtiges Kriterium entsprechend berücksichtigt. 

Der Workspace wird als modulare Konstruktion entwickelt, was Flexibilität in den räumlichen Flächen erlaubt und zukünftige Erweiterung implementiert. 

In diesem Gebäude sollen möglichst viele der erwerbstätigen Bewohner eines Dorfes an computergestützten Plätzen arbeiten. Hierzu ist eine Internet-Glasfaserverbindung absolut erforderlich. Dieser Anschluss wird sich auf eine Stelle im Ort konzentriert und bildet einen zentralen Knotenpunkt der neugeschaffenen digitalen Infrastruktur im Dorf. Prinzipiell wäre eine kostenintensive Vergrößerung dieser Infrastruktur für den Rest des Dorfes nicht erforderlich. Da Homeoffice im Workspace stattfinden sollte, würden die Anschlüsse der Wohnhäuser nur für private Zwecke benötigt und wären somit rein privat zu finanzieren.

Technische Umsetzung

 COOP Workspace ist … 

  • Gemeinsames Büro, Arbeits- und Lebenszentrum,
  • Serverraum,
  • Druckstation,
  • Seminarraum, 
  • Kantine, 
  • Kindergarten und Hort,
  • Dorfladen mit Online Einkaufslogistik,
  • Elektrische Ladestation für E-Bikes, Scooter und Kleinwagen,
  • Annahmestelle für Kuriertransporte,
  • Wärme-/ Kraftkopplung mit Windgenerator.

Die Büroflächen werden direkt von den Betrieben der hier arbeitenden Personen angemietet. Verschiedene Mitarbeiter aus einen Betrieb können als Team zusammen sitzen.

Ein Betrieb, der seine Mitarbeiter im COOP Workspace einmietet, würde zudem Flächen im urbanen Raum einsparen und somit weniger hohe Miete in Großstädten zahlen müssen. Bedenken gegen Homeoffice bestehen in Deutschland noch immer, doch sind diese Arbeitsverfahren im Zeitalter des digitalen Arbeitsplatzes nicht mehr begründbar. Es ist geradezu ein Widerspruch in den bestehenden Möglichkeiten, dass digital vernetzte Arbeitsbereiche weltweit miteinander kommunizieren, gleichzeitig aber Mitarbeiter in ein und demselben Büroraum sitzen sollen. 

Die Aufforderung zu ständiger Mobilität und einer scheinbaren Notwendigkeit der persönlich Präsenz erscheinen als überholt. Die ungeheure Chance der vernetzten Welt besteht im Wandel der Perspektive und in der Neuformulierung von Räumen. Das digitale Produkt, das erarbeitet wird, kann mobilisiert werden, die Notwendigkeit den dazugehörigen Schöpfer zu mobilisieren und ihn an einen zentralen Ort zu berufen, ist geradezu ein Missverständnis des modernen Arbeitsplatzes. 

Die Covid-19-Krise Anfang 2020 erforderte die restriktive Umstellungen des gesamten Arbeitssystem auf ausgelagerte Arbeitsplätze. Diese Zwangsumstellung bewies in kürzester Zeit, was sich tatsächlich ermöglichen lässt. Die Realisierung einer geänderten physikalischen Ordnung von Arbeitsplätzen ist weniger abstrakt, als herrschende Konzepte der Automobilindustrie, also die Versuche, neuere ökologischere Formen bei der Konstruktion von Pkw als Lösung zu propagieren. Elektroautos und Stadtbahnen zu allen Dörfern des Hinterlands zu führen, ist eine große technische Innovation, doch sollten solche schwer bis gar nicht finanzierbaren Utopien besser Vorbilder der Science-Fiction-Literatur bleiben.

Zentrale Gebäude mit vielen Büroarbeitsplätzen sind überholt und entstammen dem letzten Jahrhundert. Ihr repräsentativer Charakter und ihre Symbolhaftigkeit als Firmenzentrale lassen sie als gestrig und protzig erscheinen.

Der Wandel der MIV wie auch die Neuordnung von städtischem Raum könnte eine deutliche Reduzierung der gewerblich genutzten Flächen bedeuten. Der geringere Bedarf an Büros ließe eine Umwandlung zu Gunsten des fehlenden Wohnraums zu.

Es geht um eine Kehrtwende im Verständnis von firmengebundenen Arbeitsweisen mit persönlicher Präsenz – eine damit verbundene Dezentralisierung des Ortes der Ausübung von Tätigkeiten und damit eine massive Reduktion zurückgelegter Fahrtstrecken. Die Möglichkeiten der digitalen Datenübertragung in aller Konsequenz zu nutzen und nicht mehr von Personen zentralistische Präsens einzufordern, sondern das verrichtete von Arbeiten an die Lebensorte der Mitarbeiter zu übertragen.

Ein Tag im COOP Workspace

Der moderne Bau demonstriert nicht nur architektonisch seine Offenheit und Transparenz, sondern in jeglicher Form der persönlichen Begegnung im Haus.

Gemeinsames Arbeiten an modernen Arbeitsstationen in angenehmer Atmosphäre und mit einem hohen Maß an Freiheit bei der Bestimmung der eigenen Arbeitszeit. Das gemeinsame Tätigsein wird nicht nur in dem Teilen der Räumlichkeiten gepflegt, sondern auch in der kollektiven Benutzung von Ressourcen. So werden statt einzelne Office-/Client-Drucker, große Druckstationen mit Belüftungssystemen und Ozonfiltern benutzt. Zu jedem Workspace Cluster gehört ein Konferenzraum für Live Streaming oder Posten von gespeicherten Aufnahmen.

Ein COOP Workspace ist mit einer Kantine ausgestattet und wird von einer festangestellten Person betrieben. Eine Kindertagesstätte ist ebenfalls konzeptioneller Bestandteil des Hauses, daher wird für beide Nutzergruppen Essen zubereitet. Eltern können sogar mit ihren Kindern gemeinsam Essen. Das Regionale und das Lokale stehen auch hier ganz im Vordergrund der Organisation. 

Für die Nutzung in den Abendstunden sind verschieden Modelle denkbar: vom wechselnden Kochdienst bis zur Errichtung eines kommerziellen Angebotes an die Anwohner. Dies steigert den kommunikativen Charakter des Hauses. 

Das Herstellen von Öffentlichkeitsinteresse ist für das Gelingen des Gesamtprojekts von großer Wichtigkeit, denn es fördert die Akzeptanz und verdeutlicht, dass es sich bei diesen Arbeitsraumkozept um mehr handelt, als um simple Mietbüros, denn diese stehen für eine Idee: die Idee des tatsächlichen Wandels in der Arbeitswelt. 

COOP Working Space will dazu beitragen, die Stärke einer dörflichen Gemeinschaft für ein zukünftiges Zusammenarbeiten zu nutzen. Die Nutzer sind die Bewohner des Dorfes, eine große Gemeinschaft, die sich als Community wiederentdecken soll. Die gemeinsame Präsenz an einem Ort ermöglicht neue Potenziale für eine gemeinsame Unterstützung bei Projekten, die Kooperationspartner benötigen. Durch vertrautes Miteinander entsteht ein besonderes Arbeitsklima, völlig losgelöst bei welcher Firma und in welchen Arbeitsbereichen man hier tätig ist. Wenn die Arbeit nicht mehr entfremdet wahrgenommen wird und an einem seiner Heimat entfernten Ort stattfindet, gründet sich ein Lebensbereich mit den Menschen, mit denen man auch über die Arbeitszeit hinaus sein Leben teilt. Es könnte berufliche Tätigkeit als kollektiver Prozess erfahren werden, als Idee auf unbekannter Metaebene. Persönliche Zeit wird zurückgewonnen, ständige Stresssituationen während der Autofahrt werden vermieden, Kosten wie auch Gefühle der Entfremdung von der Stadt am weit entfernten Arbeitsplatz. Ein neutrales und anonymes Verhalten von Pendlern gegenüber Städten, in denen die nur arbeiten, wo sie aber nichts persönliches einbringen.

Perspektiven der Zukunft

Der Besitz eines oder mehrerer Autos wird an Wichtigkeit verlieren. Der ganztägige Aufenthalt vieler Bewohner in ihrem Dorf könnte Dorf- oder Hofläden wieder generieren, mit lokalen und regionalen Produkten. Die Nebenerwerbslandwirtschaft könnte sich wieder lohnen, da mehr freie Zeit für die Bewirtschaftung der Felder zur Verfügung stünde. Die landwirtschaftlichen Produkte, die angebaut werden, könnten sich direkt an den Interessen der Dorfläden orientieren. Formen der Kooperativen und genossenschaftlichen Landwirtschaft würden ebenfalls von einem verdichteten Dorfleben profitieren, als gemeinsame Fortsetzung der Tätigkeit im Büro ergäben sich Potenziale für die gemeinsame Bewirtschaftung von Agrarflächen oder das Gründen von Genossenschaften. In der weiteren Entwicklung könnte der Rückbau überflüssiger asphaltierter Flächen und Straßen erfolgen, Leerstandsobjekte, vor allen wenn bauphysikalisch überholt und architektonisch unschön, könnten zugunsten von Kultur oder Gemeinschaftsplätzen zurückgebaut werden.

Es gäbe kurze Wege zur Arbeit. Mit dem Pkw müssen nunmehr nur Handwerker und Handelsreisende fahren. Für die wenigen, noch nötigen Fahrten der COOP-Workspace-Arbeiter steht ein Elektrowagen kostenlos zur Verfügung. Durch den Verzicht auf viele Autofahrten sinkt die Belastung, der persönliche Fußabdruck in der CO2 Bilanz reduziert sich. Der Wiedergewinn von Zeit durch weniger Transit erzeugt direkte Lebensqualität. Die Arbeit wird nicht mehr als entfremdet empfunden, die Familie ist in unmittelbarer Nähe.

Die Ureinwohner

Die älteren Bewohner eines Dorfes müssen in die Wiederbelebung mit eingebunden werden, Information und Transparenz über das Geschehen und dem Konzept des COOP Workspace sind für die Akzeptanz wichtig. Das Einbeziehen durch Einladungen und Angebote eines Fahrdienst mit den COOP eigenen E-Pkw wären denkbar. Das gemeinsame speisen mit den Arbeitern des Workspace und den Kindern schafft ebenfalls Vertrauen. Die Wiederbelebung des Dorfes durch die sekundären Felder, wie der wiederentstehende Einzelhandel, die landwirtschaftlichen Kollektive, die Maßnahmen zum Umweltschutz, werden mittelfristig die Skeptiker überzeugen.

Zusammenfassend

  • 24/7 geöffnet, freie Wahl der Arbeitszeiten
  • Wiederbelebung des dörflichen Lebens
  • Reaktivierung und Neugenerieren von dörflicher Infrastruktur 
  • Stärken einer guten sozialen Vernetzung ausnutzen
  • Finanzierung durch Betriebe, diese können wiederum ihr eigenen Betriebsflächen reduzieren und abbauen. 
  • Nachhaltigkeit in der Baustruktur durch Holz und umweltschonende Baustoffe.
  • Kombinierte Energieversorgung aus Wärme Kraft Kopplung sowie Windkraftwerk und Solarenergie.
  • Restlicher Strom wird an die dorfgemeinschaftlichen Projektbauten abgegeben, wie Schule, Bürgersaal, kooperative und genossenschaftliche Landwirtschaft usw. … 
  • Zentraler Ort für Paket Anlieferung im Bürohaus, die Pakete können hier abgeholt werden oder mit den Elektrotransporter vor die Wohnung gefahren werden
  • E-Fahrzeuge kostenlos leihen
  • Fahrdienst für Ältere
  • Seminarraum auch zur private Nutzungen, z.B. Vereinswesen

Markus Quiring
Lektorat: Dr. Matthias Kampmann

 

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